Rund um die Schweiz mit Langlauflegende Andi Grünenfelder – Ein Interview über Höhen und Tiefen

Heute startet in Schaffhausen die „Tortour“, die traditionelle Non-Stop-Umrundung der Schweiz mit dem Rennrad. Mit am Start steht ein 4er-Team der Klinik Gut St. Moritz, in dem sich aber auch einige Wirfueryannic-Mitglieder tummeln. So werden Alexander Delvendahl, Cornelius Wiedenmann, Philipp Birkner und Andi Grünenfelder auch das Wirfueryannic-Logo eine Runde um die Schweiz tragen.

Kurz vor dem Start sprachen wir noch mit Andi. Er war in den 80er-Jahren der erfolgreichste Langläufer der Schweiz, konnte den Engadin Skimarathon gewinnen und schlussendlich auch eine olympische Bronzemedaille erringen. Heute ist er Chefarzt Anästhesie in der Klinik Gut und hat über die Jahre Erfahrungen in verschiedenen Lebensbereichen gesammelt.

Was er sich von der „Tortour“ verspricht und wie es zu der Kooperation mit Wirfueryannic e.V. kam lest ihr hier:

Andi, du warst über viele Jahre in der absoluten Weltspitze als Skilangläufer, konntest deine Karriere 1988 mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Calgary krönen. An welche Momente denkst du mit dem breitesten Grinsen zurück?

Im Jahr als die Skatingtechnik den Weltcup endgültig erreichte, führte dies zu sehr viele Diskussionen vor allem in den skandinavischen Ländern. „Wir haben die Tradition“ hieß es vor allem aus dem Lager der Schweden, wie auch der Norweger, „Das Skating zerstört unsere Sportart“. So haben Giachem Guidon und ich für das letzte Staffelweltcuprennen am Holmenkollen in Olso alte, traditionelle Knickerbockerhosen von unserer lokalen Betreuerin organisiert. Ich am Start und Giachem als Schlussläufer. Weder unsere Trainer, Betreuer, noch unsere Mannschaftskollegen waren eingeweiht. Wir wurden schlussendlich zweite hinter dem Team aus Norwegen. Von einer befreundeten norwegischen Läuferin bekam ich ein Foto zugeschickt, wie König Olaf sich aus seiner Königsbox hinauslehnt und mir in den Knickerbockerhosen hinterherschaute. Unser Kommentar an der anschließenden Pressekonferenz: „Dies war der Beitrag der kleinen Schweiz an die Tradition der Nordländer…“

Was hast du insgesamt aus der Karriere im Leistungssport mitnehmen können, dass dir dann auch im weiteren Lebensverlauf immer wieder zugute kam?

Leistungssport und Studium wie auch das Berufsleben haben sehr viele Parallelen. Im Sport lernt man Ziele zu definieren und den Versuch, diese Ziele auch zu erreichen. Findest du eine Beschäftigung, die dich fasziniert, ist der Einsatz sekundär. Der Sport lehrt dich, dass dich Niederlagen weiterbringen als Erfolge und …man lernt mit ihnen umzugehen.

Gab es auch Schwierigkeiten während deiner aktiven Karriere? Wie wurdest du beim Ausstieg am Karriereende unterstützt?

Zu meiner Zeit war der Skilanglauf eine absolute Randsportart. So bekamen wir zu Beginn der Karriere vom Schweizer Skiverband 3000.- Franken …..pro Jahr! So mussten wir natürlich noch einen zweiten oder sogar dritten Job annehmen, um über die Runden zu kommen. Mit den Jahren wurden neben den besseren Resultaten auch die Sponsorenbeträge etwas einträglicher und ich konnte mir mit dem im Sport verdienten Geld das Studium finanzieren.

Gibt es aus deiner Sicht Gefahren für Leistungssportler/-innen, gerade im psychischen Bereich?

Neben dem permanenten Leistungsdruck sind der persönliche wie auch der Druck des Umfeldes sicher grösser als früher. Die „Social Media“ tun das ihre dazu. All dies kann sehr schnell zu einer Überforderung führen.

Was würdest du jungen Sportlerinnen und Sportlern aus deiner heutigen Sicht mit auf den Weg geben?

Lebe deinen Traum. Sport ist für mich nach wie vor eine der besten Lebensschulen. Aber, es ist nur Sport! Es gibt neben dem Sport noch ganz viele schöne, interessante und erfüllende Beschäftigungen.

In den kommenden Tagen steht nun die „Tortour“ an. Worauf freust du dich am meisten?

Im Wissen, dass dieser Event eine physische Überforderung sein wird, freue ich mich auf ein paar Tage mit richtig guten Typen. Wieder einmal den Körper zu spüren (mehr als mir lieb sein wird), mich unterwegs mehrfachst verfluchen, wieso ich mich dazu überreden lies, um gemeinsam und allein von Schaffhausen nach Schaffhausen zu fahren.

Neben der Repräsentation der Klinik Gut habt ihr auch das Logo des Vereins Wirfueryannic auf der Trikotbrust. Wie kam es zu dieser Kooperation und was erhoffst du dir davon?

Philipp Birkner, ehemaliger Weltcupruderer aus Deutschland hat nach dem Suizid seines engsten Freundes und Mannschaftskollegen den Verein Wirfueryannic e.V. mitinitiiert. Philipp war über ein Jahr als Assistenzarzt in der Klinik Gut in St. Moritz tätig und hat uns für das Thema Depression im Sport sensibilisiert. Das Leben schließt den Sport nicht aus. Gerade in der Scheinwelt, in der sich der Sport häufig bewegt, sind solche Themen enorm wichtig und können dazu führen, offener mit dieser Krankheit umzugehen und verhindern diese zu stigmatisieren.

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Der Verein Wirfueryannic e.V. ist als gemeinnützig anerkannt. Steuerlich absetzbare Spenden ermöglichen uns, das Team #wirfueryannic bei Veranstaltungen zu unterstützen, um Aufklärung, Hilfe und Prävention rund um die Volkskrankheit Depression zu fördern.

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